Bühnensituation. Zwei Personen unter einem großen gemusterten Tuch, es sind nur die Beine und Füße zu sehen. Eine Person ist barfuß, eine trägt hohe geschnürte Lederstiefel.
Bühnensituation. Eine maskierte Person befindet sich in der Hocke und umklammert verschiedene Stoffe. Im Hintergrund ein großes Geweih.
Bühnensituation. Eine Person mit Kopfschmuck performt.

Matriarchy

Pauliina Feodoroff

Helsinki

„... sehen Sie sich diese Landschaft an. Ich möchte, dass Sie diese Ansicht für Ihre Sammlung kaufen, ich flehe Sie an, diese Ansicht für Ihre Sammlung zu kaufen. Kaufen Sie unsere Kunst, nicht unser Land...“ – Diese Botschaft ist Teil der Performance Matriarchy, die für den Sámi-Pavillon der Venedig-Biennale 2022 entstanden ist.

Die Skolt Sámi Regisseurin und Naturschützerin Pauliina Feodoroff choreografiert gemeinsam mit ihrem Team Situationen, in denen Machtverhältnisse aus dem Gleichgewicht geraten sind und schlägt einen kollektiven Weg der Heilung und Erneuerung ein. Einen Weg verstanden als einen Prozess der Rückführung in eine Welt der Verbundenheit zwischen Menschen, Land, Wasser, Geistern und weiteren Wesen. Den Auftakt der dreiteiligen Performance bildet der erste Kontakt auf dem Vorplatz des Großen Hauses. Dieser folgt dem Gedanken, dass sich Indigene Völker und die westliche Welt nie wirklich begegnet sind und besteht aus der Präsentation von Geschenken und Akten des Bettelns.
Der zweite Teil, die Auktion, wird auf der Bühne fortgeführt und kommentiert das Aufeinandertreffen von Indigenen Gemeinschaften und Siedler*innen und die daraus resultierenden asymmetrischen Beziehungen und brutalen Folgen für die Indigene Welt: Eindrückliche Filmaufnahmen erzählen von kontinuierlicher und großflächiger industrieller Abholzung der Wälder in den nördlichsten Gebieten Finnlands und den extremen Auswirkungen auf die Artenvielfalt und die Lebensräume samischer Gemeinschaften. Im letzten Teil, dem Matriarchat, lassen uns die Tänzer*innen und Performer*innen teilhaben an ihrem „matriarchy land(e)scapes catalogue“: Wie lassen sich ausgehend von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen souveräne Formen des Lebens in der samischen Gesellschaft wiederherstellen? Welche Rolle können in dieser Zukunftsvision matriarchalische Werte der Fürsorge und kollektive Formen der Existenz einnehmen? Mit ästhetischer Klarheit fordert Matriarchy auf, uns unserer Verantwortung in einer Welt der Beziehungen zueinander bewusst zu werden und stellt sich der gegenwärtig wichtigen Frage, wie Künstler*innen kolonisierender und kolonisierter Kulturen zusammenarbeiten können, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

 

Pauliina Feodoroff ist eine Skolt-Sámi-Theaterregisseurin, Künstlerin und Landhüterin aus Keväjäu'rr im finnischen Teil von Sápmi und Suõ'nnjel im russischen Teil. Sie verbindet verschiedene Wissensgebiete – samisch, künstlerisch, wissenschaftlich – in Theater- und Filmprojekten, aber auch in politischem Aktivismus und ökologischen Wiederherstellungsprojekten. Pauliina Feodoroff war künstlerische Leiterin des Takomo Theaters und der Rospuutto Theatergruppe in Helsinki, Finnland. Sie setzt sich für die Wasser- und Landrechte der Samen ein und war Präsidentin des Sámi-Rates. 2019 war sie Mitverfasserin des Mandats für die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Finnland.


Angaben zur Produktion

Regie, Performance Biret Haarla Pieski, Gáddjá Haarla Pieski, Satu Herrala, Outi Pieski, Eséte Eshetu Sutinen, Hanna Parry, Pauliina Feodoroff Forest Work Osuuskunta Lumimuutos, Miltä Sopu Näyttää, Marja Helander Kamera Kevin Francett, Petri Mentu, Markus Moshnikoff, Susanna Rauno, Hanna Parry, Terike Haapoja, Pauliina Feodoroff, Stina Aletta Aikio Sounddesign, Live Sound, Performance Lehmus Murtomaa Licht Design Jenni Pystynen Musik Anna Morottaja, 169, Mari Boine Mixing, Sound, Licht Johannes Vartola Koordination Sprachen Christoph Parry Sámi Elder Asta Mitkijá Balto Raum-, Kostümdesign, Objekte Outi Pieski ja Hanna Parry, Ulyana Yulina Kostüm Biret Haarla Ramona Irene Salo Bildhauerei Teuri Haarla Deutsche Übersetzung Katja von der Ropp Fotos Sinem Kayacan / Zodiak
 

Koproduziert durch Sámi Pavillion / Venice Biennale 2022, Zodiak – Center for New Dance; What Form(s) Can an Atonement Take / Miltä Sopu Näyttää Project, gefördert durch Kone Foundation.
Der Sámi-Pavillon ist eine Auftragsarbeit von OCA - Office for Contemporary Art Norway, mit den Mitauftraggebern Kiasma (Helsinki) und Moderna Museet (Stockholm).