Hillebrecht. Hit me baby one more time.

Ivana Rohr, Dilek Ruf 

Hannover

“Das Wunder von Hannover” heißt es bis heute, wenn von Rudolf Hillebrecht gesprochen wird – dem Mann, der Hannover als Stadtbaurat nicht nur wiederaufgebaut, sondern direkt zur vorzeigbaren autogerechten Stadt umgeplant hat. Vor allem der Cityring, auf dem auch das Stadtlabor steht, hat Hillebrecht als Stadtplaner berühmt gemacht. Worüber seltener und vor allem viel weniger gerne gesprochen wird, ist Hillebrechts steile Karriere im dritten Reich, die Verwaltung von Zwangsarbeiter:innen und die Naziseilschaften, die ein nicht wegzuleugnender Bestandteil seines beruflichen Schaffens und eben auch seines Erfolges sind. Diesen Teil des Architekten und des „Wunders mit Nazihintergrund“, arbeitet Ivana Rohr in einer kurzen Lecture Performance heraus und rückt sie in den Vordergrund. 

Direkt im Anschluss geht sie dann in einem gemeinsamen Gespräch mit Dilek Ruf – der Vorsitzenden des BDA Hannover – der Frage nach, ob Architektur unpolitisch sein kann und welche Rolle und Verantwortung Architekt*innen und Stadtplaner*innen im gesellschaftlichen Gesamtgefüge zu Teil kommt. Sowohl Hillebrechts Biografie als auch seine städtebaulichen Visionen und deren (positive sowie negative) Folgen sind dabei Ausgangspunkt für dieses Gespräch. Im Dialog, auch mit dem Publikum, wird von da der Bogen gespannt, zu den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderung. Die, auf die wir jetzt einen Einfluss haben, zu denen wir jetzt Entscheidungen treffen müssen, an denen man uns dann in der Zukunft messen wird.


Angaben zur Produktion

Ivana Rohr arbeitet künstlerisch im Spannungsfeld zwischen Text und Kontext. Mit den Mitteln der Dekonstruktion, der De- und Rekontextualisierung schafft sie Raum für Perspektivenwechsel und neue Ausgangspunkte. Sie lebt und arbeitet in Hannover und ist neben und mit ihrem künstlerischen Schaffen ein Teil von ENDBOSS.

Die Architektin Dilek Ruf ist seit 2019 Vorsitzende des BDA Hannover. Dort treibt sie Themen des gesellschaftlichen Wandels voran und engagiert sich boden-, bau- und berufspolitisch -  gemeinsam mit dem BDA - immer wieder an urbanen Schnittstellen, wie zum Beispiel der Kulturhauptstadtsbewerbung. Ihr Büro ihr Büro BBU.PROJEKT gehört zu den größeren in Hannover.

Der BDA - Bund Deutscher Architektinnen und Architekten - besteht seit 1903 und versteht sich seit seiner Gründung als Qualitätsverband, bundesweit bestehend aus rund 5000 freischaffenden Architekt:innen und Stadtplaner:innen, die „für Qualität und persönliche Integrität stehen -und dafür in den BDA berufen wurden.“ Rudolf Hillebrecht war kein Mitglied.