Bilanz Festival Theaterformen 2022

Das Festival Theaterformen 2022 ist vorüber und wir blicken zurück auf elf spannende und erlebnisreiche Tage. Insgesamt 150 Künstler*innen aus 12 Ländern waren für das Festival zu einer „Zusammenkunft von Kunst und Publikum in einer besseren Welt“ nach Braunschweig gereist. Die rund 50 verschiedenen Veranstaltungen aus Theater- und Tanzarbeiten, Performances, Gesprächen, Kunstinstallationen und Partys, die wir in den Häusern des Staatstheaters, im LOT-Theater und im Festivalzentrum auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz zeigten und feierten, haben rund 5.000 Besucher*innen besucht.  

Anna Mülter freut sich über den Verlauf der ersten Braunschweiger Festivalausgabe unter ihrer Leitung:
„Zusammen mit dem Braunschweiger Publikum und den angereisten internationalen Künstler*innen haben wir endlich wieder das Theater in all seinen Formen zusammen gefeiert. Mit großer Freude und Offenheit hat sich das Publikum mitreißen und herausfordern lassen. Mit dem Festivalzentrum auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz haben wir das Festival mitten in die Stadt gebracht. Ob zur Mittagspause oder bei der Silent Disco: Es war, als ob die Braunschweiger*innen auf ein solches Angebot an diesem Ort schon lange gewartet hätten.“

Das Festivalzentrum, erdacht und konstruiert von The DisOrdinary Architecture, hat großen Anklang bei Publikum, Künstler*innen und Passant*innen gefunden. Die temporäre Konstruktion auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz hinter dem Kleinen Haus lud mit einer Bar mit Speisen und Getränken, einem Dancefloor für die Silent Discos und Kunstinstallationen zum Verweilen ein.
Das Design leitete sich ab aus der Gehörlosenkultur und Gebärdensprache: Die kreisförmigen Anordnungen, die bei der Zusammenkunft von Tauben Menschen entstehen, wurden im Design zu einer großen Lichtung, die den Raum öffnete für die Vielfalt der Menschen und ihrer Lebensrealitäten. Mit großen Aufklebern auf dem Boden, auf denen Slogans von behinderten Aktivist*innen standen, haben wir zudem auf die baulichen Gegebenheiten des Platzes hingewiesen, die es Menschen mit Kinderwägen, Rollstühlen oder Langstöcken tagtäglich erschweren, den Platz zu überqueren.

Bereichert wurde das Festivalzentrum von zwei Kunstinstallationen Indigener Künstler*innen
Baniwa Botany von Denilson Baniwa verband die Idee von Botanik und Metamorphose mittels traditioneller Baniwa-Zeichnungen von Blumen, Tieren und Pflanzen in verschiedenen Lebensphasen. Jeden Abend nach Sonnenuntergang wurden die Projektionen dieser Zeichnungen an die Fassade des Kleinen Hauses gestrahlt.
I am a Tree! von Naine Terena dokumentierte die Pflanzenwelt auf visuelle Weise. Zentrales Motiv waren Bäume und Sträucher in Südafrika, Brasilien und dem Prinz-Albrecht-Park in Braunschweig. Mittels Bildbearbeitungsprogrammen entstand ein fotografisches Essay, das auf verschiedenen Materialien ausgestellt wurde und während des gesamten Festivals in den Fenstern des Kleinen Hauses zu sehen war. 

Mit dem GATHERING IN A BETTER WORLD hat das Festival Theaterformen vom 7. bis 10. Juli im Rahmen eines internationalen Projektes des Goethe-Instituts die Künstler*innen Jess Thom / Touretteshero, Edu O. und Alexandrina Hemsley / Yewande 103 eingeladen, mit einem vielfältigen Austausch- und Performanceprogramm die Expertise von Menschen mit Behinderung sichtbar zu machen und ihre Perspektiven in den Fokus zu stellen. Vier Tage lang nahmen die Künstler*innen drei Etagen des Großen Hauses für sich ein und öffneten es für Publikum jeden Alters.

A GATHERING IN A BETTER WOLRD ist eine Kooperation mit dem Goethe-Institut: Dem Auftakt-Gathering in Braunschweig folgen in den nächsten Monaten weltweit weitere in Johannesburg, Montevideo, Shanghai und Kyoto. 

Die Koproduktion mit dem JUNGEN! Staatstheater Braunschweig, das Tanzstück „SAWTIK. Deine Stimme“ des marokkanischen Choreografen Taoufiq Izeddiou, kehrt im Herbst zurück und geht in das Repertoire des Staatstheaters über.


Das nächste Festival Theaterformen findet vom 22. Juni bis zum 2. Juli 2023 in Hannover statt.