Eine Choreografie des Überlebens

Metall auf Metall: Zwei Messer werden aneinander gewetzt, erzeugen einen Ton, der alltäglich und entrückt zugleich erscheint. Im Halbdunkel der Bühne tritt Dorothée Munyaneza nach vorn und singt auf Kinyarwanda, einer ruandischen Bantu Sprache. Sie war zwölf Jahre alt, als Ruanda 1994 im Blut des Genozids an der Tutsi-Minderheit versank und sie nach Europa fliehen musste. 800.000 Tote in 100 Tagen, so liest es Alain Mahé vor, der auf der Bühne nicht nur Messer zum Klingen bringt, sondern auch mit Macheten und Töpfen Musik erzeugt, zu der Nestor Kouamé tanzt und Munyaneza singt und spricht. Gemeinsam stellen sich die drei dem Versuch, das individuelle und kollektive Trauma künstlerisch erfahrbar zu machen, ohne dabei dessen Unfassbarkeit zu leugnen. Dabei steigen sie tief hinab in den Schmerz, unbeirrbar auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage „Und ihr? Wo wart ihr im April 1994?“

Dorothée Munyaneza nimmt beim Festival Theaterformen am Gespräch Wahrheit und Versöhnung teil.